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Aussichtsturm auf dem Wolfshügel

Im Jahr 1880 regte die Ortsgruppe des Gebirgsvereins für die Sächsische Schweiz den Bau eines Aussichtsgerüstes auf dem Wolfshügel an. Nach einigen Verzögerungen konnte 1886 mit dem Bau eines solchen Gerüstes begonnen werden, welches allerdings nur eine Höhe von 4,30 m aufwies, die Baukosten für das hölzerne Gerüst betrugen 285,55 Mark. Am 30. Mai 1886 konnte dieses dann eröffnet werden und erfreute sich rasch großer Beliebtheit, da es einen weiten Ausblick über die damals noch vorhandene Heidelandschaft und den bald darauf entstehenden König-Albert-Park bot. Bereits 1897 wurde eine Instandsetzung des Aussichtsgerüstes notwendig, aufgrund des hölzernen Baumaterials wurde es auch Anfang des 20. Jahrhunderts bald wieder reparaturbedürftig.

Somit entschied der Rat der Stadt Dresden im Jahr 1911 den Bau eines massiven Aussichtsturms aus Eisenbeton, welcher beständiger und auch deutlich höher als das bisherige Gerüst sein sollte. Die Leitung dafür übernahm Stadtbaurat Professor Hans Erlwein, die Formensprache des Aussichtsturms auf dem Wolfshügel war ähnlich der des Artesischen Brunnens am Albertplatz in Dresden, welchen auch Erlwein entwarf. So wurde noch im Jahr 1911 durch die Firma "Actien-Gesellschaft für Beton- und Monierbau, Abteilung Dresden" ein 25 m hoher Turm aus "Eisenbeton" (vergleichbar dem heute als Stahlbeton bekannten Baustoff) errichtet. Es war seinerzeit noch ein vergleichsweise neues Baumaterial und wurde für viele Erlwein-Bauwerke verwendet. Die Baustelle mitten im Wald war eine besondere Herausforderung, da man die Baustoffe auf den Wolfshügel befördern mußte. Zu diesem Zweck wurde eine 450 m lange Feldbahn angelegt, auf welcher das Material mittels Pferden transportiert wurde.

Der heute noch vorhandene achteckige Unterbau steht auf einem Fundament aus Stampfbeton und ist damit teilweise in nur 80 cm Tiefe direkt auf den Fels gegründet. Das Sockelbauwerk mit einer Höhe von 4,80 m hat vier große bogenförmige Zugänge und diente vorwiegend als Lagerraum, außen hat das Bauwerk zwei freiliegende Treppenaufgänge. Es ist heute noch weitesgehend erhalten, allerdings ist es durch die Sprengung der darüberliegenden Abschnitte und den nunmehr über 75-jährigen Dornröschenschlaf auch in Mitleidenschaft gezogen. Auf diesem Unterbau befand sich der optisch stilprägende Teil des Turms, welcher seit dem Mai 1945 nicht mehr existiert. Zunächst folgte der Aufstiegsteil des Turmes mit zwei ineinander liegenden freitragenden Wendeltreppen sowie 14 mächtigen durchlaufenden Halbsäulen an der Außenseite. Auf diesem 12 m hohen Bauteil befand sich schließlich - 16,80 m über Bodenniveau - die eigentliche Aussichtsplattform, auf welcher zwölf Säulen die kupfergedeckte Kuppel des Turms trugen. Es folgte noch der sogenannte Turmknauf mit einem kurzen Blitzableiter, welcher bei 25,03 m über dem Boden endete und die Gesamthöhe des Bauwerks darstellte. Als Material für den Aussichtsturm kam fast ausschließlich Eisenbeton zum Einsatz, dieser trug eine Muschelkalkverkleidung und wurde ohne Gipsformen nur in Holznegativen ausgeführt. Die Baukosten für den neuen Wolfshügelturm beliefen sich im Jahr 1911 auf 42.000 Mark.

Begannen die Bauarbeiten Anfang Juli 1911, war der Turm bereits im Oktober des selben Jahres weitesgehend fertiggestellt. Allerdings fand die offizielle Eröffnung dann erst nach dem Winter statt. Wie im Dresdner Anzeiger vom 14. April 1912 berichtet, übergab Stadtbaudirektor Professor Hans Erlwein am Tag zuvor den neuen Wolfshügelturm im Rahmen einer schlichten Feier an den Stadtrat Kammsetzer, welcher Verwalter des König-Albert-Parks war. Somit ist der 13. April 1912 das Eröffnungsdatum, während der Bau des Turmes schon im vorangegangenen Jahr 1911 beschlossen, begonnen und - bis auf kleinere Details - auch beendet wurde.

Der Aussichtsturm auf dem Wolfshügel war in den folgenden Jahren und Jahrzehnten, wie bereits sein Vorgänger, ein sehr beliebtes Ausflugsziel, da man von dort eine hervorragende Sicht auf Dresden genießen konnte. Durch die Nähe zur Stadt (nur 5 km Luftlinie bis zum Rathaus) war diese auch besser als von weiter entfernten Aussichtspunkten. Auch gab es am Fuße des Wolfshügelturms auf dem Vorplatz in späteren Jahren einen Ausschank für Wanderer, was die Attraktivität des Aussichtspunktes weiter erhöhte. Aufgrund der guten Erreichbarkeit aus allen Himmelsrichtungen, dem guten Ausblick und der Lage im neu angelegten König-Albert-Park in der Dresdner Heide blieb auch der Nachfolger des hölzernen Aussichtsgerüstes nicht nur für Bewohner des Stadtteils Weißer Hirsch sondern für alle Dresdner ein sehr beliebtes Ausflugsziel.

Im zweiten Weltkrieg wurde der Turm von den Nationalsozialisten in Beschlag genommen und militärisch genutzt. Auf einem Luftbild der britischen Streitkräfte vom 16. März 1945 ist der Turm zu erkennen und noch unbeschädigt. Um aber nicht den heranrückenden sowjetischen Truppen als Beobachtungspunkt dienen zu können, wurde der Turm am 8. Mai 1945 durch SS-Angehörige gesprengt. An diesem Tag marschierte die Rote Armee in Dresden ein.

Die Ruine des Turmes blieb nach der Sprengung für einige Jahrzehnte im Wesentlichen unverändert. Erst 1985 wurde dann eine umfangreiche Beräumung durchgeführt. Viele Betonteile und der Sockelbau des Turmes verblieben jedoch auf dem Wolfshügel. Seit 1999 hat der Turm in seinem jetzigen Zustand als Ruine den Status eines Kulturdenkmals, da er im Zusammenhang mit dem Albertpark ortsgeschichtlich und landschaftsgestalterisch bedeutend ist.


Korrektur des Datums der Sprengung des Wolfshügelturms:
Ursprünglich war das Ergebnis von Recherchen in verschiedenen Quellen, dass der Turm am 7. Mai 1945 durch die Wehrmacht gesprengt wurde. Nachdem die Website wolfshuegelturm.de schon einige Jahre existierte, wurde der Zeitzeugen-Bericht von Helmut Rabe (1929 - 2017) entdeckt. Er hat seinerzeit unfreiwillig das Ende des Wolfshügelturms aus nächster Nähe erlebt (Seite 7 der PDF-Datei) und es war der 8. Mai 1945, als nur wenige Meter von ihm entfernt der Turm durch SS-Einheiten gesprengt wurde.